Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 weiten der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV Süd), das Land Baden-Württemberg, der Landkreis Germersheim sowie die Albtalbahn-Verkehrsgesellschaft (AVG) und die DB Regio das Angebot auf der Schiene im Landkreis Germersheim und dem anschließenden Streckenabschnitt nach Karlsruhe aus.
Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember wird das Angebot auf der Schiene ausgebaut: Der Landkreis Germersheim wird besser an die Metropolregion Rhein-Neckar angebunden. Zudem sieht der neue Verkehrsvertrag für den Betrieb der AVG-Stadtbahnen ein kostenfreies WLAN und die sukzessive Ablösung der nicht barrierefreien Fahrzeuge vor. Die rote S-Bahn der DB Regio fährt nun öfter und im Takt. Die entsprechenden Verträge wurden heute (8.Dezember 2023) im Straßenmuseum Germersheim unterzeichnet.
Karlsruher Modell bleibt erhalten
Der neue, für einen Zeitraum von 15 Jahren abgeschlossene Verkehrsvertrag für die Stadtbahnen umfasst alle auf der pfälzischen Seite verkehrenden Züge der Linien S 5, S 51 und S 52 sowie deren Verlängerung in Baden-Württemberg bis zur Einfahrt in das Karlsruher Straßenbahnnetz. Dort fahren die Bahnen der AVG im Auftrag der Schwestergesellschaft VBK, der städtischen Verkehrsbetriebe. Der Fahrgast merkt von diesem Wechsel nichts: In allen Bahnen gelten die Fahrscheine des Karlsruher Verkehrsverbundes. Auch für die Fahrten in der Innenstadt Wörth gelten die Regeln für Straßenbahnverkehre: Deshalb ist dort der Landkreis Germersheim kommunaler Aufgabenträger und somit für das Angebot verantwortlich.
Auf diese Weise bleibt das Karlsruher Modell, also die umsteigefreie Verknüpfung des innerstädtischen ÖPNV mit den benachbarten Regionen, auch in Richtung Pfalz erhalten. Die Verträge für die Stadtbahnlinien in Baden-Württemberg wurden schon im vergangenen Jahr unterzeichnet.
Neue umsteigefreie Verbindungen Richtung Speyer und Mannheim
Die roten S-Bahnen fahren ab 10. Dezember neu von montags bis freitags stündlich und umsteigefrei von Mannheim und Ludwigshafen über Speyer nach Wörth und Karlsruhe und natürlich auch in der Gegenrichtung. Das bisherige Umsteigen in Germersheim entfällt bei diesen Verbindungen.
Im Berufsverkehr sowie tagsüber im Stundentakt fahren weiterhin die gelben Stadtbahnen, die durch die neuen Fahrten der S-Bahn Rhein-Neckar ergänzt werden. Die Taktlücke am Morgen ist somit geschlossen, so dass jetzt montags bis freitags durchgehend von morgens bis abends stündlich zwei Züge von Germersheim über Wörth nach Karlsruhe und zurück fahren.
Stadtbahn und S-Bahn – die ideale Ergänzung
Die Stadtbahnen der AVG fahren weiterhin als S 51 mit allen Halten zwischen Germersheim und Wörth und von dort direkt in die Karlsruher Innenstadt. Die S 52 verdichtet im Berufsverkehr das Angebot, nimmt ab Wörth die DB-Strecke über Mühlburg und fährt in Karlsruhe über den Bahnhofsvorplatz in die Innenstadt. Die S 5 verkehrt weiterhin im dichten Takt aus dem Karlsruher Zentrum über Wörth Bahnhof in die Wörther Innenstadt und von dort zur Endhaltestelle Badepark.
S-Bahn bietet ein beschleunigtes Angebot
Die S-Bahnen sind etwas flotter als die Stadtbahnen unterwegs, weil sie je Gemeinde grundsätzlich nur einmal halten. Eine Ausnahme ist Germersheim Mitte, weil dort in die S 33 aus/in Richtung Bruchsal umgestiegen werden kann. Außerdem gibt es für den Schülerverkehr mehrere Zusatzhalte in Rheinzabern Alte Römerstraße. Die bisher schon bestehenden umsteigefreien Züge der S-Bahn Rhein-Neckar im Berufsverkehr bleiben selbstverständlich erhalten.
Auf diese Weise ergänzen sich beide Nahverkehrssysteme in idealer Weise, die Vorteile werden sinnvoll miteinander verknüpft.
Ab dem Fahrplanmwechsel 74 Züge pro Tag
Insgesamt fahren, ab dem Fahrplanwechsel, montags bis freitags 74 Züge pro Tag zwischen Germersheim und Karlsruhe über Bellheim und Wörth. Hinzu kommen die schnellen SÜWEX-Züge aus Mainz über Philippsburg. Ein dichteres Angebot gab es noch nie!
Zum Vergleich ein Blick auf das Angebot zum Jahreswechsel 1993/1994, dem Zeitpunkt der Bahnreform vor nun genau 30 Jahren: Es fuhren insgesamt 27 Züge, die dieselbetriebenen Züge pendelten im Wesentlichen nur zwischen Wörth und Germersheim, bedienten fünf Zwischenhalte und wurden in Einzelfällen in Richtung Ludwigshafen oder Karlsruhe durchgebunden. Am Wochenende fuhr die damalige Bundesbahn nicht einen einzigen Zug. Mit der Inbetriebnahme der S-Bahn Rhein-Neckar bis Germersheim im Dezember 2006 mussten die Durchbindungen aufgegeben werden, lediglich im Verkehr mit der BASF fuhren noch Dieseltriebwagen von und nach Ludwigshafen. Die Elektrifizierung und Einführung des Stadtbahnverkehrs erfolgte dann im Dezember 2010.
„Mit dem neuen Angebotskonzept für die Schienenstrecke Karlsruhe – Wörth – Germersheim ergeben sich insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger, die zwischen Wörth und Germersheim wohnen, vollkommen neue Perspektiven. Sie können nun einerseits umsteigefrei mit der Stadtbahn in die Karlsruher Innenstadt fahren und andererseits durch die neue S-Bahnlinie S 3 ohne Umstieg die Städte Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg erreichen. Durch die Vernetzungen mit zahlreichen Buslinien entsteht dadurch ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für die Pendlerinnen und Pendler aber auch für den Freizeitverkehr im Landkreis Germersheim“, betont Dr. Fritz Brechtel als Verbandsvorsteher des Zweckverbandes Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd.
Für die rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Mobilitätsministerin Katrin Eder stellt die neue Verkehrsanbindung ein Meilenstein für das südpfälzische Mobilitätsangebot dar. „Ein gutes Angebot und getaktete Reiseketten vom lokalen Nahverkehr bis zum Fernverkehr sind elementar für die Verkehrswende. Mit der Kombination der beiden Systeme Stadt- und S-Bahn schaffen wir ein zukunftsfähiges Mobilitätsangebot. Wir bieten über die Landesgrenze hinaus einen vernetzten ÖPNV – und gleichzeitig verbinden wir die Südpfalz staufrei besser mit den beiden wichtigen Fernverkehrsknoten Mannheim und Karlsruhe“.
„Der neue Verkehrsvertrag mit seinem großen Volumen ist ein ganz klares Signal in Richtung Zukunft: Die vielen attraktiven Vorteile des weltweit renommierten „Karlsruher Modells“ werden durch diesen Vertrag auch über den Rhein in die Südpfalz für viele weitere Jahre gesichert. Zudem bilden die nun getroffenen Vereinbarungen eine gute Grundlage für einen möglichen weiteren Ausbau des Stadtbahnangebots in der Zukunft“, sagt Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und ergänzt: „Die Neustrukturierung der Verkehrsleistungen, die mit diesem neuen Verkehrsvertrag künftig greift, bietet viele Vorteile und wird einen effektiven Beitrag zur weiteren Steigerung der Attraktivität unseres Nahverkehrsangebots in der Region leisten.“
„Mit der Verlängerung der S-Bahnen südlich von Germersheim bis in den Karlsruher Hauptbahnhof hinein schließt die DB Regio eine Angebotslücke: Die Verknüpfung des Landkreises Germersheim mit dem überregionalen Verkehrsangeboten kann so entscheidend verbessert werden. Unser nun 20 Jahre altes S-Bahnnetz wächst damit weiter und diese Erweiterung ist die logische Konsequenz des in den letzten Jahren veränderten Nachfrageverhaltens. Gerade im Berufsverkehr, aber auch im Freizeitverkehr, haben sich die durchschnittlich zurückgelegten Wege verlängert, so dass die jetzt realisierten umsteigefreien Verbindungen nach Mannheim und Ludwigshafen einfach auf der Hand liegen. Wir haben mit dem ZÖPNV Süd die Verbesserung unseres Angebots partnerschaftlich realisiert und nun den Anspruch, dem Kunden auch auf dieser Strecke eine gute Leistung zu bieten. Wir haben seit 2003 bewiesen, dass wir das können und ein verlässlicher Mobilitätspartner sind“, erklärt Maik Dreser, Vorsitzender und Leiter Marketing von DB Regio, Region Mitte.
Prof. Dr. Alexander Pischon, Vorsitzender der Geschäftsführung der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) betont: „Mit dem neuen Vertrag gehen viele Verbesserungen einher, die auf den Alltag tausender Pendler*innen, die mit der AVG oder der DB unterwegs sind, einen großen positiven Effekt haben werden. Durch den kombinierten „Mischbetrieb“ aus AVG- und DB-Verbindungen wird das ÖPNV-Angebot von Karlsruhe in die Pfalz sowie natürlich auch in umgekehrter Richtung noch ein Stückchen besser, als es sowieso bereits war.“